Ein Tag in der Froschgruppe

Nach dem Frühstück begeben sich die Kinder in verschiedene Räume, um zu spielen.

Angelina und Hannah entscheiden sich gemeinsam für das Mosaikspiel. Entspannt legen sie Muster. Danach gehen sie zum Fenster, um zu Malen, zu Stanzen und zu Kleben. Angelina faltet Papier und schneidet einen Schneestern aus. Sie lächelt als er ihr gelingt und erklärt: „Das hat mir meine Mama gezeigt.“ "Möchtest du deinen Stern auf farbiges Papier kleben? Vielleicht sieht dein weißer Schneestern dann noch schöner aus?“, rege ich an. Angelina entscheidet sich für rotes Papier und klebt und schneidet weiter. Hannah stanzt Figuren aus und klebt sie auf. Lennox hat sich ein kleines Steckbrett ausgesucht und beginnt Bügelperlen darauf zu stecken. Raphael sieht Angelina und Hannah zu und geht zu ihnen. Tamara lässt mit einem Faltschnitt einen Schneestern entstehen und hat sofort Vivienne, Lennox und Nina an ihrem Tisch, die es ebenfalls versuchen. Nun ist auch Raphael dabei. Er greift zu Schere und Papier. Yanneck setzt sich ebenfalls dazu und schneidet Schnipsel. „Was wird das?“, erkundigt sich Nina. „Schneeflocken“, antwortet Yanneck.

Nebenan im Bauraum haben Sophia, Sajana und Eva angefangen einen Tierpark zu bauen. Raphael kommt dazu und baut mit den Mädchen 27 verschieden große Gehege, die sie mit Tieren füllen. Als Mai Trang in die Gruppe kommt, beendet Hannah ihre Bastelei und geht mit ihr in den nächsten Raum mit der Puppenwohnung.Angelina sortiert im Kreativbereich rote Stanzfiguren in eine rote Schale und grüne Stanzfiguren in die grüne Schale. Eduard, Steven und Richard lassen im Bauraum Autos die geneigte Ebene hinunter fahren.

Plötzlich wird es laut. Geräuschvoll verleiht Richard seinem Unmut darüber Ausdruck, dass Eduard nicht Richards Wünschen entsprechend mit dem Auto fährt. Dann verlässt Richard den Bauraum und entscheidet sich im Spieleraum für ein Puzzle. Durch die geöffnete Tür sieht Richard in den Bauraum und fängt an zu schreien. Als ich seinem Blick folge, sehe ich, dass Raphael Richards (privates) Auto bewegt. Ich nehme Richard an die Hand und gehe mit ihm zu Raphael. Richard „schimpft“ weiter. Leider verstehen wir ihn nicht. „Weißt du, dass das Richards Auto ist?“, frage ich Raphael. Er schüttelt mit dem Kopf und schiebt es Richard hin. Richard nimmt es schnell an sich.

Yannick hat das „Lotti-Karotti-Spiel“ ausgewählt und alle Hasen auf den Hügel gestellt, die er nacheinander versenkt. Im Puppenraum haben sich nun auch Raphael und Phillip eingefunden. Hannah hat das Puppenbaby Nghi Anh unter dem Rock und legt sich hin. Raphael schaut ihr als Arzt in den Mund. Er „untersucht“ sie gründlich mit Essbesteck und Küchengeräten. Schließlich zieht er die Puppe unter Hannahs Rock hervor und legt sie auf das Fensterbrett. Er hantiert mit Besteck auf Hannahs Bauch und sagt: „Nein, noch nicht aufstehen! Das wird zwicken.“ Mit einer Lebensmittelzange „zwickt“ er ihr sanft in Bauch und Zeh und zieht ihr das Röckchen glatt. Mai Trang telefoniert mit Raphael: „Geht’s Mama gut? Ist das Baby schon raus gekommen?“, fragt sie. Raphael antwortet ernst: „Ja, aber sie muss noch liegen.“ Raphael legt seinen imaginären Telefonhörer auf und sagt: „Hier ist unser Baby, weil ich bin der img_0556Vater.“ Damit legt er Hannah das Puppenbaby in den Arm. Hannah legt beide Puppenkinder schlafen. Phillip war längere Zeit damit beschäftigt, viele Wäscheklammern an ein zusammengelegtes Tuch zu stecken. Sie stehen wie Kerzen nach oben. Er sagt zu Mai Trang: „Bitte, Schwester für Geburtstag!“ Mai Trang nimmt ihm das Tuch ab und lächelt. Sie entfernt die Wäscheklammern und legt das Tuch auf einen Teller. Hannah holt ein Tuch für Nghi Anh zum Kuscheln. „Das ist dein Teddy.“, sagt sie. Liebevoll nimmt sie Nghi Anh in den Arm und küsst sie hörbar.

Im Spieleraum spielen inzwischen Angelina und Nina „Lotti-Karotti“ und Eduard und Steven beschäftigen sich mit Locher, Schere und Papier. Nachdem wir gemeinsam aufgeräumt haben, gehen Steven, Eduard, Hannah, Lennox, Vivienne, Raphael, Mai Trang, Maurice, Nina, Phillip und Angelina, Tamara und ich in den Bauraum. Wir wollen trommeln. Zuerst spielen wir wie immer das Rhythmusspiel „Hallo Leute, aufgewacht!“, bei dem alle rhythmisch den Text sprechen und dazu auf die Oberschenkel trommeln. Dann werden die Instrumente verteilt. Raphael geht zu der kleinen Pauke und Hannah zu dem pentatonischen Klangkörper. „Ich möchte heute eine Kiwi sein, aber mit das!“, sagt Angelina und zeigt auf ihr gewünschtes Instrument, das ich ihr reiche. Maurice setzt sich neben Tamara. Dann bildschirmfoto 2013-01-22 um 17.44.22möchte er wohl die Trommelaufgabe „Saft“ übernehmen. Welche Trommel möchtest du haben?“, frage ich ihn. Er zeigt sie mir und ich gebe sie ihm. Inzwischen haben die übrigen Kinder sich selbst mit Trommeln versorgt und Platz genommen. Nur Steven und Eduard sehen zu. Sie sind zum ersten Mal dabei. Langsam beginne ich zu zählen:“ Eins-zwei-drei-vier.“ Bei der nächsten Eins beginnt Raphael immer auf die Pauke zu schlagen. Er gibt uns beim Trommeln die Orientierung. Die Kinder trommeln mit ihren Instrumenten rhythmisch verschiedene Beiträge, die wir auch „Kiwi“ oder „Apfelsine“ nennen. Jeder spielt auch mal ein Solo. Schließlich kommt auch die Welle dran, auf deren Höhepunkt alle so laut trommeln wie sie können und manche Kinder stampfen auch noch mit den Füßen dazu. Alle Trommler lachen, nur Steven hält sich die Ohren zu. Später essen die Kinder etwas Gemüse und trinken Tee oder Wasser und ziehen sich anschließend an, um spazieren zu gehen. „Wo wollen wir entlang gehen?“, fragt Tamara. Einige Kinder rufen: “Da!“ Andere laufen schon ein Stück in die Richtung. Manche Kinder warten ab und äußern keine Wünsche. Heute wählen wir die Richtung, für die sich die meisten Kinder entschieden haben. Sie laufen immer wieder um die Wette zu einem vereinbarten Ziel. Als wir in den Kindergarten zurückgekommen sind, beteiligen sich noch sieben Kinder an Sprachspielen und vier Kinder lassen sich von Tamara ein Buch, das sie sich aus der Bibliothek geliehen haben, vorlesen.

Beim Mittagessen stellt Raphael fest: „Ich bin ein bisschen müde.“ Und bringt damit das Gespräch darüber in Gang, wer schlafen geht und wer heute wach bleibt. Fünf Kinder gehen ins Bällchen- Bad, während die anderen schlafen oder schon nach Hause gehen. Heute wollen wir gemeinsam alle Bälle aus dem Bälle-Bad nehmen, um Viviennes neues „Fillypferd“, das sie im Bälle-Bad verloren hat, zu suchen. Das dauert lange. Schließlich sind nur noch ganz wenige Bälle im Pool und da findet Vivienne selbst ihr kleines Pferd wieder. „Na, bist du jetzt glücklich?“, fragt Angelina. Vivienne lächelt und nickt. Alle Bälle werden wieder eingeräumt und die Kinder haben noch Zeit zu spielen, zu malen oder etwas anderes zu tun.

Am Nachmittag gibt es noch eine kleine Zwischenmahlzeit. Am Tisch wünscht sich Yanneck: „Machst du Musik an?“ Aus dem Radio hören wir Musik von Radio Teddy. Hannah ist schon eine Weile mit dem Essen fertig. Sie räumt aber nicht das Geschirr ab, weil sie der Musik zuhört. Sie spricht mich an: „Du, Conny, das Lied kenn ich. Das ist Tim Bendzko.“

Das waren sieben Stunden in unserer Froschgruppe. Unsere Froschgruppe, das sind 20 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren, die von zwei Erzieherinnen, einer Heilpädagogin und einer Erzieherin in Ausbildung begleitet werden. Wir sind also Kaulquappen, Jungfrösche und erwachsene Frösche. Wir alle sind verschieden, groß, klein, jünger, älter, lebhafter oder ruhiger, sprachbegabt, bewegungsaktiv, fröhlich, interessiert, liebevoll, offen, lauter oder leise und, und, und. Wir spielen, streiten, toben, leben, feiern, reden, bewegen uns, arbeiten, beobachten, lärmen, schlafen, singen, laufen, trommeln, experimentieren, basteln, turnen, essen, lachen und noch Vieles mehr gemeinsam. Diese Vielfalt, in der sich ein einzelner Mensch seinen besonderen Bedürfnissen entsprechend in die Gemeinschaft einbringen kann, Wertschätzung und Teilhabe erlebt und sich zunehmend selbstbestimmt entwickeln kann, ist ein wichtiges Anliegen unserer täglichen Arbeit.

Frau Cornelia Pöllny (Facherzieherin für Integration)

 
 
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