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Aller guten Dinge sind drei - Abschluss der Sanierungsarbeiten im Kindergarten Gottschedstraße 28

Wer im Wedding wohnt und kleine Kinder hat, dem sagt die Adresse Gottschedstraße 28 mit großer Wahrscheinlichkeit etwas. Denn hier steht eine der größten lokalen Kinderbetreuungseinrichtung, die Kita Gottschedstraße 28. So direkt und schnörkellos wie der Name ist, so begrüßt auch die Kita-Leiterin an der Eingangstür: "Ah, da bist du ja, komm rein", lächelt Angelika Graß, im Nebenberuf erfahrene Quartiersrätin, schon von weitem entgegen. Am "du" erkennt man, dass wir uns bereits kennen. Wir haben die Kita schon zwei Mal besucht, um über Umbauarbeiten zu berichten, die in zwei Phasen den gesamten Betreuungsbereich auf Vordermann brachten. Und nun zum dritten Mal hier, auch wieder zum Thema Bauarbeiten, dieses Mal im Wirtschaftstrakt des freistehenden Gebäudes.

Eigentlich ist ein Kindergarten gerade der richtige Ort, um über Bauarbeiten zu reden. Bauklötzen stapeln, Mauern einreißen, Matsche anrühren, Dinge neu arrangieren, Entwürfe zeichnen, neue Materialien ausprobieren - all dies ist Usus im Alltag derer, die im Lied "Wer will fleißige Handwerker sehn" besungen werden. Um so mehr bietet sich dies natürlich an, wenn der Kindergarten selbst Schauplatz eines solchen Vorhabens ist. Nun also kam im dritten Schritt der Wirtschaftsbereich unter die Fuchtel eines Bauleiters. Der heißt Walfried Haas und begleitet mit seiner Firma BBI GmbH als planender und betreuender Architekt schon seit vielen Jahren den Träger "Kinder in Bewegung", zu dem auch der Kindergarten Gottschedstraße 28 gehört.

Zu unserem heutigen Gespräch mit Angelika Grass, an dem auch Geschäftsführer Bernd Wille teilnimmt, fährt die Küche stolz leckere Snacks auf: Obstsalat, belegte Brötchen, Kuchen, Getränke. Es kann losgehen. Welcher Mangel wurde eigentlich mit der Sanierung beseitigt? Ganz einfach: Das Gebäude des Kindergartens wurde 1974 gebaut. In den fast 50 Jahren seither ist nicht nur die Bausubstanz gealtert, auch die Ausstattung des Küchenbereichs wurde von Jahr zu Jahr unmoderner. Es haperte an vielen Ecken. Eine neue Lüftung musste her, um Zugluft und Abfuhr von Feuchtigkeit zu regeln. Der geflieste Boden entsprach nicht dem Arbeitsschutz. Viele Kollegen klagten über Rückenprobleme, da im Wirtschaftsbereich Vorrichtungen existierten, die wenig hebefreundlich waren.

Wirtschaftsbereich ist so ein komisches Wort, das mehr verschleiert als enthüllt. Denn eigentlich geht es um den Küchentrakt des Kindergartens und der ist hier besonders wichtig. Anders als in vielen Einrichtungen wird in der Gottschedstraße nämlich noch selbst gekocht. Koch Chris, seit 2015 dabei, kennt die Arbeit mit und ohne Sanierung. Er lässt keinerlei Zweifel daran, was ihm besser gefällt. War das Zubereiten der verschiedenen Speisen bis voriges Jahr oft Knochenarbeit, werden inzwischen die anstrengendsten Arbeiten automatisiert oder zumindest auf einem arbeitstechnisch viel entspannterem Niveau erledigt. Grießbrei kochen? War früher für die Köch*innen Rührstück und Nervensache: Beim Kochen rühren, rühren, rühren und im richtigen Moment den Herd abdrehen, damit die Milch nicht überkocht. Heute erledigt dies der moderne Kochautomat von allein. Oder so banale Dinge, wie den Deckel zu öffnen: einst mit langem Kurbeln verbunden, heute per Knopfdruck ganz easy. Auch gut: Die neuen Backöfen. Mit ihnen gelingt alles viel besser, etwa das Gebäck, dass die Erzieher*innen gemeinsam mit den Kindern vorbereiten. Muffins avancierten so zum neuen Geheimtipp des Kindergartens. Einfach am Touchdisplay den Finger auflegen und schon setzt sich der Backofen mit einem gutmütigen Brummen in Aktion. Duftend kommt am Ende das Gebäck aus der Röhre.

Geschäftsführer Wille hat natürlich mehr als nur die gut isolierte Glastür zum Backofen im Blick, wenn er sagt: "Im Gesamtbild muss ich zugeben, dass wir jetzt erst unserem Konzept 'Gute, gesunde Kita' vollumfänglich entsprechen. Denn dazu gehört auch die Gesundheit unserer Mitarbeiter - und die schützen wir mit dieser neuen Küche viel besser."

Die Küchengehilfinnen Marianne und Petra merken das jeden Tag - zum Beispiel beim Geschirrspülen. "Das ist alles gut durchdacht und eins passt zum anderen.", führt Marianne aus, während sie den Geschirrspüler an der Spülstraße öffnet und damit den Blick auf eine Menge glänzend dampfender Teller freigibt. Mit einem leichten Stoß befördert sie den Kasten mit den Tellern in die Trockenablage, um die nächste Ladung benutzter Teller in den Spüler zu schieben. "Geht ganz einfach und ohne heben.", freut sich Petra, die neben uns stehen bleibt.

Insgesamt versorgt die Küchen-Truppe täglich gut 200 Personen mit frischem Essen. Damit die Speisen auch ankommen, fragen die Köche bei den Kindern nach, was ihnen schmeckt. "Nudeln und irgendwas mit Tomaten, das kommt immer an.", erzählt Chris lachend. "Neulich war ich wieder bei einer Gruppe im Morgenkreis. Sie wünschen sich Reis mit Tomatensauce, Nudeln mit Tomatensauce und einen Tomaten-Kartoffel-Auflauf." Freilich, jeden Tag gibt's nicht Tomaten, heute zum Beispiel Fischfilet mit Gemüse und Reis. Ich bedauere die frühe Besuchsstunde, denn lecker duftend dünstet sich der Fisch seiner Vollendung entgegen.

Für die Umsetzung der Sanierung beantragte "Kinder in Bewegung" Fördermittel beim Quartiersrat im QM-Gebiet Pankstraße. Als Folgeprojekt der beiden davor absolvierten Bauphasen, die ebenfalls gefördert wurden, war die Antragsstellung etwas einfacher als bei "Solo-Projekten". Und dank des überzeugenden Konzeptes fand Bernd Wille eines Tages 245.000 Euro auf dem Geschäftskonto, zu denen die 10 % Eigenanteil von "Kinder in Bewegung" kamen. Weil es beim Bau "immer mal wieder kleine Überraschungen" gibt, fiel der Gesamtpreis am Ende mit knapp 300.000 Euro etwas höher aus. Die Differenz übernahm "Kinder in Bewegung". Wichtig war dem Träger aber vor allem, dass der Zeitplan eingehalten wird - dies ist gelungen. Zufrieden sind Angelika Grass und Bernd Wille auch mit der Zusammenarbeit mit dem Fördergeber und vor allem dem Bezirksamt. Hier ist es vor allem Kerstin Rietz, die das Projekt mit viel Engagement unterstützte.

Die Bauphase selbst war so angelegt, dass sie den Kindergartenbetrieb im Haus möglichst wenig beeinflusst. Zur Überbrückung lieferte die Kindergarten-Küche des Hauses in der Togostraße das Mittagessen, was insgesamt hervorragend funktionierte, wie Angelika Grass zufrieden resümiert. Etwas weniger angenehm war die Zwischenstation ihres Büros in der ehemaligen Pförtnerloge - aber auch dies ließ sich mit der Vorfreude auf die neuen Räume aushalten.

Eine Herausforderung bei der Sanierung war, dass es für das Haus keine Bauzeichnungen mehr gibt. So stieß man hier und da auf kleine und große Überraschungen. Wer zum Beispiel den Film "Being John Malkovich" kennt, erinnert sich sicher an die 7,5. Etage eines Bürohochhauses, über die man direkt in den Kopf von John Malkovich gelangt. Der Clou an dieser Etage: sie ist so niedrig, dass man sich dort nur gebückt bewegen konnte. Eine ähnliche Etage fanden die Bauarbeiter unter dem Küchenfußboden, einen ca. 80cm hohen Zwischenbereich. Der Vorteil davon war, dass man ihn für sämtliche notwendigen Versorgungsstränge nutzen konnte, ohne damit direkt in die Wirtschaftsräume gehen zu müssen. Allerdings erinnerte die Montage in dem niedrigen Schlauch an das Arbeiten in einem Bergwerksstollen.

Es brauchte etwas Geduld und Findigkeit, um Firmen für den Umbau zu finden. "Der Markt ist im Moment wie leergefegt, alle guten Firmen sind auch gut bedient.", konstatiert Walfried Haas, planender und betreuender Architekt des Projekts und dem Träger seit Jahren verbunden. Die Sanitärfirma hat einen Wartungsvertrag, die meisten anderen wurden über Ausschreibungen nach Vergaberichtlinien engagiert. Zum Teil kannte man sich schon von den ersten Ausbaustufen, was die Zusammenarbeit planbarer machte - und letztendlich zum erfreulich erwartbaren Projektabschluss führte.

Und nun - endlich Feierabend, Herr Wille, Frau Grass? Beide lachen: "Nein, es geht weiter. Bei unseren berlinweit 21 Einrichtungen gibt es immer etwas zu tun, auch zu bauen.", meint Bernd Wille. Zum Zurücklehnen sieht auch Angelika Grass keinen zwingenden Grund: "Ein Kindergarten ist so lebendig, da macht man von ganz allein immer weiter." Zufrieden lächelnd verabschieden die beiden den Besucher. Man sieht ihnen das Entzücken über das Erreichte an - und natürlich auch die Vorfreude auf das leckere Fischgericht.

Autor: johannes georg hayner; georg + georg gmbH

Quariersmanagement Pankstraße

Dieses Projekt wurde realisiert im Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil durch Mittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung sowie des Programms Soziale Stadt - Baufonds

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