Bundesprogramm "Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist" (2016-2019)

Seit 2006 ist der Kindergarten Wolgaster Straße am DJI-Modellprojekt, am nachfolgenden und 2016 fortzuführenden Bundesprogramm „Frühe Chancen“ beteiligt. In der frühen Umsetzungsphase erstellte das DJI einen Überblick zu „Sprachförderprogrammen und Sprachlicher Förderung in der Kita".

Das Projekt ist den Fragen nachgegangen, wie das Kind zur Sprache kommt und wie Sprachförderung in andere Entwicklungsbereiche integriert werden kann. Der Modellstandort Berlin konzentrierte sich auf den Bereich der Bewegung und wurde im KiB-Kindergarten Wolgaster Straße realisiert. Zwei Kolleginnen der Einrichtung arbeiteten eng mit dem DJI-Team zusammen und trugen mit viel Material zur Entwicklung und zu Ergebnissen des Projektes bei.

Kinder können aus der Bewegung heraus zur Sprache finden (Sprache sekundär), dann gibt es Bewegungsaktivitäten, bei denen Sprache eine wichtige Rolle spielt (Sprache mit zentraler Funktion) und es gibt die Möglichkeit, zu Bewegungsaktivitäten ins Gespräch zu kommen (Sprache primär). Auf welcher Ebene die Kinder sich bewegen, hängt von ihrem Alter und dem Stand ihrer sprachlichen Entwicklung ab. Gleichzeitig ist es immer eine Frage des Angebots: Geschlossene Formen bspw. bringen Kinder weniger ins Sprechen als offene, in denen sie sich mit eigenen Ideen einbringen können. In der bewegungsorientierten Projektarbeit haben die Kinder eine Fülle an Möglichkeiten und bewegen sich in allen drei Ebenen.

In der Trägerschaft von KiB wurden die Projekterkenntnisse und Kerngedanken in die Praxis unseres Kindergartens transferiert und als Zusatz zum Hauskonzept festgeschrieben:

Bewegte Sprachbildung im KiB Kindergarten Wolgaster Straße

Bewegung ist so viel mehr als nur das, was wir sehen, wenn Kinder laufen, springen, klettern… Bewegung ist oft auch das, was wir nicht sehen – Botschaften vom Gehirn an Nerven, Muskeln, Sehnen und Gelenke, ein Lidschlag, das Artikulieren von Wörtern…

…wenn also eine Folge von Bewegung das Artikulieren von Wörtern ist, dann ist Sprache gleichsam das Ergebnis vertonter Mundmotorik, bewegter Stimmbänder, turnender Zungen und biegsamer Lippen – ein klangvoller Bewegungserfolg – ein ausdrucksvoller Weitsprung in die turbulente Welt der Kommunikation und Kulturtechniken!

Wir verstehen alltagsintegrierte sprachliche Bildung und darauf aufbauend gezielte Sprachförderung als wesentliche Bestandteile der umfänglichen Bildungs- und Erziehungsarbeit unseres Kindergartens. Kinder deutscher und nichtdeutscher Herkunftssprache im Spracherwerb zu unterstützen und zu stärken – sie selbstverständlich, bewegt, handelnd und „alltäglich“ aus den Phasen der vorsprachlichen Kommunikation in die sichernde Welt altersgemäßer sprachlicher Kommunikation zu begleiten, gehört zum Kompetenzprofil jeder Kollegin. Unserem Konzeptteil der alltagsintegrierten Sprachbildung folgend, ist jede pädagogische Fachkraftden Kindern nichtdeutscher und deutscher Herkunftsprache wichtige Partnerin und Sprachvorbild für den Erwerb der deutschen Sprache. Wie in allen Bildungsbereichen ist auch hier der Kompetenzansatz die Grundlage unseres Handelns und Mehrsprachigkeit wird als besondere Ressource geschätzt. Ganz im Sinne einer gelungenen Erziehungspartnerschaft sind alle Eltern selbstverständlich als Mitwirkende dieser frühen Lernphase gefragt. Unser Kindergarten ist ein Ort sprachlicher Wirksamkeit - kein Platz für sprachliche Ohnmacht!

Kinder im Prozess der alltagsintegrierten Sprachbildung
Das Konzept der Sprachbildung zielt auf alle Kinder unseres Kindergartens: Auf Kinder deutscher und nichtdeutscher Herkunftssprache und Kinder mit Spracherwerbsstörungen (mit und ohne Defekt der Sprechorgane; ggf. gehörlose Kinder erhalten von Anfang an externe therapeutische Unterstützung).

Im Rahmen gezielter Beobachtungen nehmen wir die unterschiedlichen Spracherwerbsstrategien der Kinder wahr und verstärken sie entsprechend der individuellen Ausgangslage. Kinder deutscher Herkunftssprache und bilingual aufwachsende Kinder mit guter Sprachkompetenz werden von uns dahingehend orientiert und aktiviert, Sprachvorbilder für andere Kinder im Kindergarten zu sein. Die alltagsintegrierte sprachliche Bildungsarbeit findet durchgängig statt. Bewegung, Handlung, Wahrnehmung und Emotionen der Kinder werden ganzheitlich sprachlich begleitet und darauf aufbauend immer neue Sprachanlässe geschaffen. Wir geben den Kindern fortwährend Raum und Gelegenheit für sprachlichen Austausch.

Elternarbeit
Für einen gelungenen Sprachbildungsprozess ist die Fachlichkeit der Eltern unverkennbar wichtig. Sie lösen den Prozess des Spracherwerbs emotional und physisch aus und bereiten den Boden für die weitere Sprachentwicklung ihres Kindes. Sie in den Teil der Sprachentwicklung, die im Kindergarten stattfindet, miteinzubeziehen und mit ihnen darüber in den Dialog zu treten, garantiert eine gelungene Sprachbildung.

Der Spracherwerb eines Kindes erhält viel Raum in unseren Entwicklungsgesprächen mit den Eltern. Die Eltern erhalten in diesem Rahmen aussagefähige Informationen zum sprachlichen Entwicklungsstand ihres Kindes. Die pädagogische Fachkraft macht das Angebot, über Möglichkeiten der Sprachbildung zu Hause zu beraten. Eltern nichtdeutscher Herkunftssprache werden darin unterstützt, ausschließlich primärsprachlich mit den Kindern zu kommunizieren. Dies nicht allein, um ihnen die Last der Spracherziehung in der oft nicht vollständig erworbenen Zweitsprache zu nehmen, sondern auch, um die Wichtigkeit des Erstspracherwerbs und eine entsprechende Wertschätzung dieser zu vermitteln. Sofern in unserer eigenen Bibliothek oder im Fundus der pädagogischen Mittel vorhanden, leihen wir den Eltern primärsprachliche Bücher und Spiele, die geeignet sind, erlernte Elemente und Strukturen in der Zweitsprache Deutsch durch die Wiederholung der bspw. gleichen Geschichte in der Erstsprache nachhaltig zu festigen. Zusätzlich erhalten alle Eltern Informationen zu Materialien für den sinnvollen Einsatz zu Hause.

Das Sprachlerntagebuch ist ein Dokumentationsstandard. Eltern können sich auf Wunsch des Kindes aktiv an dessen Ausgestaltung und kontinuierlicher Dokumentation der kindlichen Sprachentwicklung beteiligen. Die Sprachlerntagebücher sind offen zugänglich und jederzeit für Kind und Eltern einsehbar. Das Sprachlerntagebuch wird den Eltern vor dem Übergang in die Grundschule ausgehändigt.

Wir bestärken die Eltern darin, die Möglichkeit, während der pädagogischen Arbeit zu hospitieren, wahrzunehmen. Neben terminierten Entwicklungsgesprächen und Elternabenden erhalten Eltern die Option, an unserer alltäglichen Arbeit teilzuhaben, sich an ausgewählten Veranstaltungen, Projekten und Exkursionen zu beteiligen. Die Partizipation von Eltern ist für das entsprechende Kind eine hohe Motivation, sprachlich aktiv zu sein, stimuliert aber auch alle anderen Kinder, die Besucherinnen sprachlich in ihr Spiel einzubeziehen und mit vielfältigen Fragen die neue Bekanntschaft zu festigen. Vor diesem Hintergrund erhalten Eltern einen vertieften Einblick in unsere Sprachbildungsarbeit.

Die pädagogische Fachkraft als Akteurin der alltagsintegrierten Sprachbildung
Unsere pädagogischen Fachkräfte verstehen sich als Sprachvorbilder. Wir zeigen eine sprachförderliche Grundhaltung. In jeder Kommunikationssituation wenden wir uns dem Kind auf Augenhöhe zu und halten den Blickkontakt. Verständlich versprachlichen wir unser eigenes Handeln für das Kind. Das Kind spricht in Ruhe aus. Wir nutzen im Gespräch das korrektive Feedback – geben die korrekte grammatische Struktur zurück und fassen stellvertretend in Worte, was das Kind ausdrücken will oder worauf sich seine Aufmerksamkeit richtet. Wir reden langsam, verständlich und ausdrucksstark und wiederholen Inhalte mit denselben Wörtern.

Die Inhalte der Sprachbildung beziehen sich grundsätzlich auf die Lebenswelt der Kinder. Neben der sprachlichen Begleitung jeder Alltagshandlung liegt der Schwerpunkt in Angeboten, die sich an den Bildungsbereichen des Berliner Bildungsprogramms orientieren. Insbesondere handelt es sich um den Aufbau einer altersgemäßen, auf Sozial- und Umwelterfahrungen basierenden Sprachkompetenz.

Multiplikatorinnen im Kontext alltagsintegrierter Sprachbildung
Die Teilnahme am Bundesprogramm „Frühe Chancen“ hat uns gelehrt, dass es sinnvoll ist, in jeder Kindergartengruppe eine am Programm beteiligte pädagogische Fachkraft zu haben, die die beschriebenen Prozesse der alltagsintegrierten Sprachbildung für das Team ihrer Kolleginnen informell, methodisch und praktisch aufbereitet. Als sogenannte Multiplikatorinnen sind sie seither aufgefordert, ihre theoretischen Kenntnisse und praktischen Erfahrungen zur Verfügung zu stellen. Vor dem Hintergrund des fortdauernden Bundesprogramms, ist es erklärte Aufgabe dieser Kolleginnen, alltagsintegrierte Sprachbildung das sein zu lassen, was sie tatsächlich ist – alltäglich.

Unsere Multiplikatorinnen sind fachlich und inhaltlich über die Fachkraft Sprachbildung miteinander vernetzt. Im Rahmen des einmal monatlich stattfindenden Arbeitskreises Sprachbildung, tragen die Beteiligten methodische und Umsetzungsfragen aus ihren Teams zusammen und beraten über die Möglichkeiten der Unterstützung in der sprachpädagogischen Praxis. Vorhandene Materialien werden gesichtet und ausgewertet. Mit der erweiterten Zielsetzung der ganzheitlichen Umsetzung von Sprachbildung in Bewegung unter Berücksichtigung der dynamischen Prozesse inklusiver Pädagogik, nehmen Fachkolleginnen aus den Bereichen Psychomotorik und Inklusion am Arbeitskreis teil. Formulierte Aufgaben sind die Planung und Gestaltung von neuen Praxisangeboten und deren Transfer in die Gruppenarbeit.

Fachkraft Sprachbildung
Unsere Fachkraft für Sprachbildung sichert die Qualität der Umsetzung unseres Konzeptes und begleitet das Kindergartenteam bei allen Fragen rund um das Thema alltagsintegrierte Sprachbildung bzw. gezielte Sprachförderung. Das Themenfeld Sprachbildung in allen Bereichen des Berliner Bildungsprogramms ist fest in unserer Dienstplan- und Besprechungsstruktur verankert. Die zusätzliche Fachkraft orientiert sich an der bundesweiten Diskussion zum Thema und vermittelt, da wo nötig oder gewünscht, die Unterstützung externer Fachkompetenz im Kindergartenalltag. Sie sichert den Transfer von Fachliteratur, Fachdiskussionen, Methoden und pädagogischem Material in unsere Einrichtung. Sie unterstützt bei der Planung und Umsetzung eines methodisch vielfältigen Angebotes und berät beim Einsatz hilfreicher Medien (Film/Kamera/Diktaphone) zur Reflexion der sprachpädagogischen Praxis. Sinnvoll vernetzt sie die Multiplikatorinnen in unserem Haus und erzielt so die erfolgreiche Bündelung vielfältiger Kompetenzbereiche. Im Rahmen unserer Mitgliedschaft im Kita-Verbund des fortzuführenden Bundesprogramms, ist sie erste Ansprechpartnerin für die Fachberatung des Verbundes.

 
 
 
 
 
 
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