Klangkinder-Kinderklang
Ziel des Projektes "Klangkinder-Kinderklang" war es, Kindern im letzten Kindergarten-Jahr ein Umfeld zu bieten, in dem sie erleben, dass sie selbst mit zahlreichen alltäglichen Materialien - ob mit Steinen, Papieren, Bürsten, Rohren - Klänge erzeugen können. Das Wahrnehmen und Gestalten von Klängen wurde dabei stets auch im Zusammenspiel mit anderen Bereichen erlebt: Bewegung, Handwerk, Sprache.....
Auf diesem Wege wurden kreative Prozesse bei den Kindern und pädagogischen Fachkräften in Gang gesetzt. Diese galt für die Fachkräfte als erstes zu beobachten und dann gemeinsam den Klangprozess mit den Kindern sensibel zu gestalten und in eine Form zu bringen.
Den Höhepunkt dieses Projektes bildete das gemeinsam gefeierte "Fest der Klänge", das in der Nikodemuskirche in Berlin-Neukölln von Montag bis Freitag stattfand. Die 21 Kindergärten der Kinder in Bewegung gGmbH mit ihren ca. 600 Vorschulkindern wurden auf die Woche verteilt, so dass täglich ca. 150 Kinder sich nach ihren Interessen bewegten, hörten, erforschten und Klänge erzeugten.
Das Projekt wurde von Anfang an von zwei Künstlern begleitet: Zu Beginn erhielten die am Projekt beteiligten pädagogischen Fachkräfte in einer zweitägigen Fortbildung von dem Berliner Komponisten und Musikpädagogen Torsten Papenheim und der Potsdamer Puppenspielerin und Theaterpädagogin Kathrin Thiele neue Impulse und erlebten dabei selber das Erzeugen von Klängen mit alltäglichen Materialien. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildetet das Thema der Gegensätze: klein-groß, laut-leise, schnell-langsam. Diese Thema wurde auch mit dem eigenen Körper im Raum umgesetzt, denn sich selbst hat man immer dabei, um zu musizieren. Das kann singen, klatschen, trommel oder stampfen sein.
Für alle Beteiligten wurden dabei das Raumgefühl "Wo befinde ich mich?" und die auditive Warhnehmung geschult: Welche Känge erzeuge ich? Sind sie laut oder leise? Schnell oder langsam? Kommen die Töne von mir oder von meinem Nachbarn? Oh, der Klang von meiner Nachbarin gefällt mir. Den versuche ich auch zu erzeugen.
So gingen die pädagogischen Fachkräfte mit vielen Impulsen in ihren Kindergarten zurück, um die Kinder dort zum Erforschen und Entdecken ungewöhnlicher Klänge einzuladen.
Auf diesem prozessorientierten Weg wurden die pädagogischen Fachkräfte von Kathrin Thiele und Torsten Papenheim in Form von persönlichen Besuchen in den Kindergärten oder Telefonaten begleitet, so dass die pädagogischen Fachkräfte sich mit dieser doch manchmal ganz neuen Herangehensweise an Musik nie alleine fühlten. Jeder Kindergarten bekam die Aufgabe, mit ihren Kindergruppen aus einem der folgenden fünf Bereiche, einen Schwerpunkt für die weitere Arbeit zu wählen:
- Musik mit Händen und Füßen
- Musik mit Atem und Stimme
- Musikinstrumente selbst bauen
- gewöhnliche Musikinstrumente ungewöhnlich benutzen
- Musikinstrumente aus Alltagsgegegnständen und/oder Naturmaterialien bauen
Im gewählten Schwerpunkt war es dann die Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte, gezielt die Interessen der Kinder zu beobachten und daraus ein Erlebnisfeld zu gestalten, das zum gemeinsamen Fest der Klänge mitgebracht werden wollte. Diese klingende Erlebnisfeld konnten dann auch die Kinder aus den anderen Kindergärten erkunden.
Ein weiterer Impuls für Kinder und Fachkräfte war das Theaterstück "Noch mal! - ein Theaterspiel mit Steinen", das von Puppenspielerin Kathrin Thiele in den Kindergärten gespielt wurden. Im Mittelpunkt des Stückes stehen ebenfalls Gegensätze mit dem eigenen Körper, z.B. klein-groß und das Erzeugen von Klängen mit Steinen. Das Stück endet in einem gemeinsamen Steinorchester, in dem das Publikum selber Steingezwitscher erzeugt. Ein gemeinsames Steinorchester bildet auch den Abschluss eines jeden Klangfest-Tages. Nachdem die Kinder die Nikodemuskirche samt Außenspielgelände auf eigene Faust erkundet hatten und sich in so unterschiedlichen Situationen wiederfanden, wie in einer Lauschkiste im Kirchenschiff, bei einer Murmelbahn im Treppenhaus oder Musik auf Flaschen im Garten machten, trafen sich alle in einem großen Kreis zusammen, um gemeinsam zu musizieren.
Der große Balanceakt des Projekts und eben das Besondere an "Klangkinder-Kinderklang" war, einen Rahmen zu schaffen, der so durchlässig sein sollte, dass er vorgefertigte Vorstellung von Musik überwindet, ohne dabei die pädagogischen Fachkräfte und/oder die Kinder ratlos zurückzulassen. So ist es Dank des spielerischen Experimentierens mit verschiedensten Formen, Materialien und Medien gelungen, alle Beteiligten auf eine fast sechsmonatige auditive Reise mitzunehmen, die im abschließenden Klangfest hoffentlich nicht ihr Ende gefunden hat.
Autoren: Kathrin Thiele / Torsten Papenheim
Potsdam / Berlin - Februar 2014
Fotos: Axel Haller